Seit heute wird die Nutzung von Telegram in Russland blockiert. Lokale Medien berichten, dass es aber noch einige Stunden dauern könne bis die Sperrung komplett greift. Vermutlich setzt man DNS-Poisoning ein, dass dauert ein wenig.
Die allgemeine Berichterstattung zu dem Thema wirft aber mehr Fragen auf als sie beantwortet. Geht es nur um die ungesicherten, normalen Chats (die lediglich transportverschlüsselt sind)? Oder geht es auch um die sog. "geheimen Chats", die angeblich nur wenig genutzt werden und Ende-Zu-Ende-verschlüsselt sind (wenn auch mit einem Protokoll dessen Sicherheit von Experten vielfach angezweifelt wird)?
Die Aussage von Telegram liest sich allerdings so, als ginge es nur um die E2E-Schlüssel, weil vermutlich alle anderen Chats sowieso standardmäßig vom FSB mitgeschnitten werden:
"Man könne der Aufforderung nicht nachkommen. Die Software sei so aufgebaut, dass die Schlüssel lokal auf den Geräten erzeugt würden. Es gebe also schlicht keinen Generalschlüssel."
Wie auch immer die Details aussehen: Telegram ist in Russland für die breite Masse derzeit nicht nutzbar (wer kein VPN nutzt oder eigene DNS-Einträge hat, etc.). Ist das eine Chance für Threema? Hat Threema in Russland irgendwelche Kampagnen gefahren um sich als Alternative in Stellung zu bringen? Vielleicht hat ja jemand Kontakte nach Russland und kann dazu etwas sagen; würde mich wirklich interessieren!
Oder hat Threema ebenfalls in Russland Probleme? Die App dürfte einigen Entscheidungsträgern dort ja auch ein Dorn im Auge sein. Ist Threema mittlerweile immun gegen DNS-Poisoning (hatte der Support Ende letzten Jahres angekündigt, nachdem Threema im Iran gesperrt wurde)? Vielleicht kann Julia ja auch etwas dazu sagen.
Unerfreuliche aber spannende Entwicklungen.