Da muss ich etwas ausholen.
Wenn Apps die Möglichkeiten neuerer Android-Versionen nutzen möchten, sind sie gezwungen, für jede Benachrichtigung einen sogenannten Benachrichtigungskanal (manchmal auch "Kategorie" genannt) zu erstellen, in dem Eigenschaften wie Ton, Vibration, LED-Farbe und Priorität definiert sind. Sind diese Kanäle einmal erstellt, können die Eigenschaften dieser Kanäle von der App aus nicht mehr verändert werden. Ein Kanal kann nur noch gelöscht und mit einem anderen Namen neu erstellt werden.
Threema bietet umfassende Möglichkeiten, für jeden Chat die Benachrichtigungseinstellungen individuell anzupassen. Jeder Chat kann einen eigenen Ton haben, der Ton kann zeitabhängig oder inhaltsabhängig (Erwähnungen) stummgeschaltet werden, es kann eine LED-Farbe festgelegt und später verändert werden.
Die meisten Chat-Apps (auch sogenannt «sichere») lösen das nun so, dass sie einfach für jeden Chat einen eigenen Benachrichtigungskanal erstellen. Das bedeutet, dass man die gesamte Kontaktliste sowie die Gruppen mit vollen Namen in den Benachrichtigunseinstellungen des Systems repliziert und diese Informationen so für jeden ersichtlich macht. So lässt sich von Dritten also problemlos feststellen, welche Kontakte man hat, wie sie heissen und vom wem man wann wie viele Nachrichten erhalten hat. Will ein Nutzer die Benachrichtigungseinstellungen nachträglich verändern, schickt man ihn zu den System-Einstellungen des Benachrichtigungskanals des entsprechenden Chats.
Für Threema ist das natürlich ein no-go. Wir haben uns deshalb überlegt, wie wir das etwas sicherer machen können, ohne allzu viele Metadaten zu leaken. Unsere Lösung ist folgende: Für die Chats erstellen wir einen Benachrichtigungskanal für jede Kombination von Einstellungen (also Ton, Vibration, LED-Farbe, Priorität usw.). Als ID des Kanals wird ein Hash über diese Einstellungen verwendet, als angezeigter Name ein Fingerprint. Kommt eine neue Kombination von Einstellungen dazu, wird einfach ein neuer Kanal erstellt. Dadurch sind die Kanäle nicht direkt auf einen bestimmten Kontakt zurückzuführen.
Threema behält damit die Hoheit über die Benachrichtigungseinstellungen. Man kann also wie früher die Benachrichtigunseinstellungen direkt in Threema anpassen. Das bedeutet aber auch, dass man keine Anpassungen in den Benachrichtigungseinstellungen des Systems vornehmen darf. Stellt Threema fest, dass die Kanäle ausserhalb der App manipuliert wurden, löscht es diese und erstellt sie neu unter einem anderem Namen. Damit wird sichergestellt, dass immer die Einstellungen von Threema verwendet werden.
Die Regel ist also: Alle Benachrichtigungseinstellungen sollten wie bisher nur innerhalb von Threema vorgenommen werden und nicht in den Kanaleinstellungen des Systems.
Wichtig: Die folgenden Ausführungen beziehen sich ausschliesslich auf Handys mit MIUI 10 (Xiaomi, Pocophone).
Xiaomi hat sich bei MIUI 10 dazu entschlossen, den Android 9-Benachrichtigungseinstellungen ein eigenes System und User Interface überzustülpen. Dabei werden durch eine App erstellte Benachrichtigungskanäle standardmässig stumm geschaltet, egal was eine App beim Erstellen des Kanals für Eigenschaften angibt.
Abgesehen davon, dass diese Bevormundung des Nutzers und der App-Entwickler durch Xiaomi eine absolute Frechheit darstellt, kommt noch dazu, dass nicht alle Apps von Xiaomi gleich behandelt werden. Bei WhatsApp und Facebook, zum Beispiel, sind die Kanäle von Anfang an mit Ton und allem aktiviert.
Die Regel für Nutzer von MIUI 10-Geräten ist also: Bei jedem neu erstellten Kanal der Kategorie «Chat» muss in den MIUI-Benachrichtigungseinstellungen «Audio», «Benachrichtigung», «Sperrbildschirm-Benachrichtigung» und «Schwebende Benachrichtigungen» manuell aktiviert werden. Diese Einstellung muss für jeden neuen Kanal vorgenommen werden, der erstellt wird, nachdem man etwas an den globalen oder individuellen Benachrichtigungseinstellungen verändert und eine neue Nachricht hereingekommen ist. Die Einstellung «Benachrichtigung anzeigen» darf nicht manipuliert werden. Sie führt dazu, dass die Kanäle neu erstellt werden.
Es ist zwar mühsam, solange man sich aber an diese Regel hält und nicht an den Benachrichtigungseinstellungen herumspielt, funktioniert das ordentlich.
Trotzdem würde ich mich als Besitzer eines MIUI 10-Gerätes unbedingt beim Hersteller über dieses sinnlose «Feature» und die stossende Ungleichbehandlung verschiedener Apps beklagen.