Das ist ja des Prinzip eines solidarischen Sozialstaates: nicht jeder nutzt alles aber man verständigt sich auf ein paar Grundpfeiler und wenn etwas wichtig ist, dann doch die unabhängige Presse und die Bildung oder?
Ich finde eine unabhängige Presse auch wichtig und richtig, aber die gibt es de fakto nicht bei den ÖR. In Zeiten der Ukraine Krise war es fast egal, ob ich den Julian Reichelt auf Bild.de lese, oder die ÖR konsultiere. Der Tenor war ziemlich einstimmig, sehr flach recherchiert und mit subtilen Schuldzuweisungen ausgeschmückt. Kurzum, eine bessere Berichterstattung habe ich ausgerechnet dort erhalten, wo es keine Zwangsmitgliedschaft gibt. Damit möchte ich sagen, das die von dir als wichtig deklarierten Grundpfeiler nicht zwangsläufig die Attribute des ÖR sind. Dafür gibt es genügend Beispiele, aber um bei dem letzen aktuellen Fauxpas des ÖR zu bleiben erwähne ich nur kurz die Russland Doku bei der im nachhinein festgestellt worden ist, das der ÖR einen Russen geschmiert hat, um zu "beweisen" in der Ukraine der Putin tobt. Der Shitstorm war damals auch nicht mehr weit.
Du kannst jetzt freilich sagen: "naja, passiert doch jedem". Ja, schon. Aber in diesem Moment möchte ich von meiner Freiheit gebrauch machen und die Mitgliedschaft kündigen. Stattdessen bestätigen die ÖR sich selbst im Recht, indem auf steigende Mitlgliederzahlen verwiesen wird. Ein Witz oder?
Bei Privatisierung haben wir immer das Problem der Befangenheit, immer die eigenen Interessen, nie Unabhängigkeit!Kam übrigens heute ein guter Beitrag im DLF (ÖR!), der erklärt hat wie kritisch das ist, dass Menschen nicht mehr unterscheiden können zwischen Nachrichten von der SZ und CocaCola - wollen wir da hin?
Meine Frage ist deshalb: wie befangen sind die ÖR eigentlich? Den Satz den du zur beschreibung des Problems der privatisierung des Fernsehens verwendet hast, kann ich quasi 1 zu 1 auf die ÖR übertragen. Die einen gestalten ihr TV Programm aufgrund von Marktinteressen die anderen aufgrund von politischen Interessen. Unabhängig ist hier also keiner, egal wie hoch der Beitrag des ÖR ist.
Wir wollen natürlich nicht in eine Welt schlittern in der coca-cola News gleichgesetzt mit SZ News werden, aber wenn wir bereits jetzt das Problem vor der Tür haben, was hat der ÖR, wenn er doch so substanziell zu sein scheint, dagegen getan?
Die Mehrheit weiß doch oft gar nicht was gut für sie ist, sie geht nur nach dem Preis. Ihr scheint auch der Unterschied zwischen "News" oder einem guten Artikel in der ZEIT nicht klar zu sein, es geht nur um die "Information". Jetzt kann man sagen gut, ihr ist nicht zu helfen, selbst schuld, oder man bringt nach einem Tatort die Tagesthemen, die (bei aller Kritik) deutlich tiefer gehen als die RTL-News oder (embedded) Reuter-News und das nehmen die Menschen dann noch mit.
Das finde ich äußerst wichtig, sonst können wir die Demokratie abschaffen, wenn sich eh keiner mehr mit Dingen tiefer beschäftigt und sich dafür interessieren lernt.
Für meinen Geschmack interpritierst du zuviel Qualität und Relevanz in das TV Programm der ÖR hinein. Das mag ja sein, das die Mehrheit vielleicht etwas nicht begreift, aber die ÖR werden dieses Problem auch nicht beheben können. Ob jemand den Nachrichtengehalt einer News versteht oder nicht, ist nicht die Schuld des ÖR, auch ist es nicht deren ihre Aufgabe zu vermitteln, oder dieses Problem zu lösen.
Mit der Demokratie wird meines erachtens nach auch nichts passieren, weil die ÖR Sendeanstalten größtenteils das Rentnerpublikum bedienen und die Demokratie demnach schon längst verloren wäre. Aber wie wertest du denn eigentlich die Tatsache das viele Umfragen Veränderungen im System des ÖR wünschen, aber kein Gehör auf der Ebene der Demokratie vorfinden? Wird hier nicht eher das Gegenteil dessen gefördert, was die ÖR deiner Meinung nach vermeiden wollen (z.B Politikverdrossenheit)? Ich könnte genausogut hergehen und sagen das die Demokratie ausgehöhlt wird, weil ich nicht verstehe weshalb kein Volksentscheid zu diesem Thema durchgeführt wird.
ist es nicht anstrengend, wegen jedem Thema eine neue Website aufzurufen? Im ÖR und der Zeitung ist das Spektrum abgebildet. Dort lässt man dann die Prominews weg und liest den Rest. Auf Netzpolitik.org erfahre ich aber nichts zum Klimawandel oder den Unwettern, also muss ich noch zig andere Seiten aufrufen. Oder wie macht ihr das?
Nur die ÖR zur Rate zu ziehen ist aber auch nicht gerade die beste Methode um über das Weltgeschehen, halbwegs fundiert, urteilen zu können. Auch wenn es anstrengend wäre zig Webseiten aufzurufen, es ist richtig und wichtig das zu tun. Aber so weit müssen wir doch heute gar nicht mehr gehen. Apps wie Newsrepublic versorgen mich auf dem Tablet mit den aktuellsten Nachrichten, dazu habe ich einen Newsfeed auf meinem smartphone welcher mir sogar die Berichte von Telepolis auf das Display bringt. Sorry, aber dagegen stinkt das Angebot des ÖR ziemlich ab, die haben sich letzes Jahr lieber hingesetzt und den alten Teletext in eine App programmiert.... Hmja.
Momentan sehe ich genau das Gegenteil dessen, was du im ÖR siehst. Die Demokratischen Grundpfeiler beginnen doch bereits bei der Eintreibung der Gebühr zu bröckeln. Die Art und Weise wie das passiert, ist dem entgegengesetzt was der ÖR eigentlich sein will. Bei meinem Monatsbudget von 30€ für Medien, nimmt der ÖR mehr als 50% ein, es gibt hier einfach keinen Platz mehr für ein SZ-Abo, welches ebenso mit ca 18€ zu buche schlägt. Die ÖR haben bereits jetzt ein Medienmonopol aufgebaut, welches mit seiner Zwangsgebühr einfach nur Anteile abgreift. Anteile die für die Informationelle Selbstbestimmung aber nicht unwesentlich sind, vorallem wenn wir über Demokratie reden.
Und auf diesem Brei wird versucht "Akzeptanz" aufzubauen...
Machterhalt durch Angst und Terror im Namen der Demokratie. Das verbinde ich mit den ÖR.